Weintropfen im Gesicht
Heute ist aber auch wirklich alles doof. Mama hat mich heute Morgen mal wieder viel zu früh geweckt. Ich wollte noch gar nicht aufstehen. Dann beim Frühstück waren meine Lieblings-Cornflakes alle. Das blöde Brot mit Kinderwurst schmeckte überhaupt nicht. Mama drängte, ich soll endlich aufessen und Zähne putzen gehen, sonst würden wir zu spät zum Kindergarten kommen. Widerwillig stampfte ich mit meinem Schnuffelhund die Treppe hoch. Kurze Zeit später mahnte Mama schon wieder: "Kalle, es wird Zeit! Trödel nicht so rum! Der Kindergarten wartet nicht auf dich!" "Ja doch!", antwortete ich patzig und ließ die Zahnpasta auf meine Zahnbürste rollen. "Los jetzt, anziehen!", drängelte Mama weiter. "Nicht auch das noch.", dachte ich. Diese blöden Socken sind immer viel zu eng und wollen überhaupt nicht richtig sitzen. Immer drückt es an irgendeinem Zeh. Und diese Hose. Nein! Die will ich nun wirklich nicht anziehen! Die ist doch total hässlich. Und der Pullover erst! Wütend haute ich mit der Hand auf den Fußboden. "Kalle!", ermahnte Mama nicht. Ich merkte, wie die Wut in mir immer größer wurde. Mein Kopf fühlte sich an wie eine Feuerbombe. Widerwillig zwängte ich diesen durch die viel zu enge Pulliöffnung. "Komm´, noch schnell Schuhe an und dann geht´s los!", forderte Mama mich auf.
Zum Kindergarten gehen Mama und ich jeden Morgen zu Fuß. Der Weg ist nicht weit. Wir müssen erst rechts die Straße hochgehen. Dann eine Straße überqueren. Und dann kommt der beste Teil. Wir gehen über den Spielplatz. Mit meinem Kindergarten Rucksack auf dem Rücken lief ich den schmalen Weg zum Spielplatz hoch. "Vielleicht kann ich ja noch einmal schnell rutschen, bevor Mama mich eingeholt hat?", überlegte ich. "Mit Schnuffel zusammen. Der mag doch sooo gerne rutschen!" "Schnuffel!?!" Promt blieb ich stehen und sah meine Hände an. Aber da war kein Schnuffel. "Schnuffel!!!!!", schoss es mir durch den Kopf. "Ohne Schnuffel geht gar nichts. Jeden Tag kommt Schnuffel mit mir in den Kindergarten. Jeden Tag!" Mir schossen die Tränen ins Gesicht und ich fing lautstark an zu weinen. Mittlerweile hatte Mama mich eingeholt und stand neben mir. "Aber nanu, Kalle. Was hast du denn?", fragte sie mit sanfter Stimme, währenddessen sie in die Hocke ging. "Ich hab Weintropfen!", stotterte ich so gut es ging. "Aber warum hast du denn Weintropfen?", fragte Mama. "Ich brachte nur noch mit aller Röster Mühe "Schschnuffell", heraus, währenddessen die Tränen nur so liefen. "Aber mein Kalle, mein lieber Kalle.", versuchte Mama mich zu trösten. Doch dann zog sie etwas aus ihrer Jackentasche heraus. "Den habe ich im Flur liegen sehen.", sagte sie, währenddessen sie mir Schnuffel mit einem Lächeln im Gesicht entgegenstreckte. "Ich weiß doch, dass du ohne ihn nicht in den Kindergarten gehst." Mit einem Mal hörten die Tränen auf zu fließen. Glücklich griff ich nach meinem geliebten Schnuffel und nahm ihn so richtig fest in den Arm. "Schnuffel, mein lieber Schnuffel!" Und so wurde der Tag dann doch noch gut. Schnuffel und ich spielten mit den anderen Kindern im Kindergarten und hatten jede Menge Spaß.