Barfuß in der City
Hitze. Ein Sommer in der Großstadt ist kein Eisschlecken, und ganz besonders nicht in Köln. Die hohen Gebäude, die engen Straßen und die klimatische Lage fernab des Meeres sind in dieser Stadt wohl ein Grund, weshalb im Hochsommer tropische Temperaturen regieren. Ein großer Unterschied zu Berlin, dessen Gebäude weitläufiger verteilt und dessen Bürgersteige beinahe so groß wie eine Straßenspur in Ostwestfalen sind.
Meine überhitzten Füße fordern Befreiung aus den Sneakers, doch Rush-Hour und anarchischer Fußgänger-Verkehr zwingen mich, sie geschützt und dadurch leider lieber dampfen zu lassen. Was gäbe ich jetzt für eine Radtour zum Strand in Flip Flops!
Doch ich muss mich mit den alltäglichen Dingen des Lebens herumschlagen: Geld verdienen und dieses gleich wieder für die Notwendigkeiten des Lebens ausgeben. Sonnenenergie reicht meinem Körper heute leider nicht zum Leben, obwohl mir bei der Hitze der Hunger heute aus dem Leib bleibt.
Im Supermarkt halte ich mich übertrieben lange in der Kühlabteilung auf, bevor ich mich an der Kasse anstelle und warte. Mein von der Hitze getrübter Blick schweift und fällt auf den Fußboden. Die junge, im leichten Leinen-Sommerkleid gekleidete junge Frau, die vor mir an er Kasse steht. Sie trägt ihren roten Nagellack zur Schau – ohne Schuhe. Keine Flip Flops, Sandaletten, nicht mal Birkenstock-Schläppchen schützen ihre scheinbar robusten Füße.
An den Fahrradständer treffen wir uns wieder und ich kann es mir nicht verkneifen, sie zu fragen: "Sag mal, ist das nicht gefährlich, so barfuß in der Großstadt?"
Sie lächelt: "Nö."
Ich hake unverschämt neugierig und auch ungläubig weiter nach, als bräuchte ich eine Garantie von ihr, damit ich es auch mal versuchen kann: "Aber bei dem ganzen Scheiß, der hier rumliegt – "
"Ich bin noch nie in was reingetreten", versichert sie mir. "Nur beim Baden im Rhein."
Klingt verlockend.
"Versuch"s mal!" ermutigt sie mich, schwingt sich auf ihr Rad und fährt davon.
Ich zögere. Meine geografische Lage am Friesenplatz schüchtert mich ein, denn Fahrradunfälle baue ich selbst in Ossendorf bei Null-Verkehr.
Zwo – eins – Risiko? No Risk, no fun? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt?
Blöde Floskeln. Ich schwinge mich auf mein Rad, fahre nach Hause und freie mich derweil schon auf ein kühles, erfrischendes Fußbad.