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Online-Kurzgeschichten
Lesezeit: etwa 3 Minuten
von
Carolin S.

Barbie Girls


Ich mag Barbie-Puppen, ich gebe es zu. Und ich bin 31 Jahre alt, auch das gebe ich zu.
Bis zu meinem zehnten Lebensjahr habe ich mit diesen Puppen gespielt und meine jüngere Schwester und ich haben unsere Kreativität an ihnen ausgelebt. Balkons, Betten, Pferdeställe – alles haben wir für sie gebaut. Die Kinderzimmerregale wurden ausgeräumt und als Barbie-Etagenwohnungen umfunktioniert. Auch Kleidung haben wir für sie genäht, mit der Videokamera von unserem Vater kleine Filme gedreht und uns Daily-Soap-artige Figurenkonstellationen ausgedacht.
Aber irgendwann waren wir natürlich zu alt für den Spaß. Fein und ordentlich wurden Katja, Ken, Michael, Shelly und der Rest der Großfamilie in Kisten gepackt und auf dem Dachboden gelagert. Andere Interessen dominierten nun mein Teenager-Leben.
Bis ich den Film "Toy Story" sah. Ich fragte mich, wie es wohl wäre, mit einem Kind und den Puppen zu spielen.
Vor drei Jahren ging"s dann los: Mein Barbie-Foto-Projekt. Ich dachte mir lauter Themen aus und inszenierte die Puppen vor der Kamera. Das war nicht neu, das war mir klar. Aber der Spaßfaktor war enorm.
Obwohl ich mittlerweile bestimmt 35 Puppen besitze, weil mein Projekt von Freunden tatkräftig durch Spenden unterstützt wurde, gingen mir nach geschätzt 2000 Fotos die Themen aus.
Ich brauchte Input! Am besten von der für die Barbies bestimmten Zielgruppe.
Ob die Nachbars-Mädchen wohl Puppen zum Ausleihen besitzen?
Ostermontag sammelte ich meinen Mut und ging auf den kleinen Vorgarten-Flohmarkt zu, auf dem unser Nachbars-Mädchen Marlene ihre ausrangierten Spielsachen zum Verkauf anbot.
"Spielst du eigentlich mit Barbie-Puppen?", fragte ich sie nach einer kleinen Smalltalk-Aufwärmphase.
"Eher nicht so."
Hm. Okay. Einen Versuch war"s wert.
Drei Stunden später schellte es an der Haustür.
Marlene und ihre Halbschwester Kira standen vor der Tür: "Hi!"
Pause.
Ich fragte: "Was gibt"s denn?"
"Sag du!"
"Nee, sag du!"
"Du zuerst!"
"Aber du wolltest doch –"
"Mädels!"
Marlene traute sich: "Also – sie spielt mit Barbies."
"Du doch auch!"
Ich versuchte, die Diskussion zu beenden: "Echt? Cool!"
Nach zwei Minuten Herumdrucksen erzählte ich den Mädels von meinem Fotoprojekt und lud sie in mein Kreativ-Zimmer ein, in dem sich rosa-pinke Plastikmöbel, Autos, Pferde und die Puppen selbst in einer Ecke tummelten.
Von da an war alles verloren. Puppen wurden umgekleidet, die Haare frisiert, erzählt wurde eine Menge und wir verabredeten uns für das kommende Wochenende zum Barbiespielen.
Verrückt. Aber war da gerade ein Traum in Erfüllung gegangen?
Der Spaßfaktor ist zu dritt jedenfalls höher, als wenn ich alleine die Fotos schieße. Außerdem haben drei kreative Köpfe höheres Output-Potenzial als nur einer.